Mittwoch, 22. September 2010

Tag X - Murphy knows this roundhouse kick.

22. September 2010, 5 pm

Mein Kopf qualmt. Es war ein anstrengender Tag.
Module Enrolement = Einschreibung für die ganzen Kurse.

Bis auf meine Englisch Kurse habe ich fast alles von meinem Stundenplan streichen und ersetzten müssen. Er gefällt mir jetzt, aber das hat auch sehr viel Zeit und Durchhaltevermögen gekostet. Hier-Hin-Laufen, Darf-Man-Das-Fragen, Dort-Hin-Laufen, gucken, ob Noch-Was-Frei-Ist, nein, ja, Hier-Hin-Laufen, Darf-Man-Das-Fragen, ja, nein, Was-Anderes-Nehmen.... Ein schlimmer schlimmer Kreislauf. Eine ätzende Prozedur ...

Zu allem Übel habe ich auch eine leichte Blasenentzündung, da ich gestern eine geschlagene Stunde auf meiner Treppenstufe gewartet habe nur unterbrochen von hysterischem Türgeklopfe und Lasst-Mich-Rein-Gebrülle. In meinem Kopf erzähle ich dies grade mit einer unglaublich monotonen Stimme, da ich absolut müde und angemopst bin -.-

Kurzversion: Libary schließt gleich. Ich möchte noch schnell auf Toilette, da der Heimweg lange dauert. Nehme natürlich meine Sachen mit, bin ja nicht doof. Bin fertig, will raus gehen, bemerke vor der Tür fehlenden Schlüssel. Da dieser samt USB-Stick noch unten im PC steckt, renne ich zurück und. Er ist schon weg. Mist. Mist. Mist.
Ich fühle mich wie Bernd das Brot, der 'Ohhh naaaain, was mach ich jetzt?... wie soll ich denn jetzt? ... und wie komm ich denn jetzt? ... muss ich den denn jetzt?... woher das Geld? ... ahhhh' schreien will, dessen kuriose Gehirnstrukturen das ganze aber einfach auf eine lapidare einfache und wahre Gefühlsregung  reduzieren: M I S T.

Ich muss wirklich sagen, es gibt eine Sache für die habe ich die Engländer lieben gelernt, will ein Kind von ihnen, oder zwei, bete sie quasi an: GEDULD. Wirklich eine fast meditative mönchsartige Form von absoluter Scheissgeduld ist das, gepaart mit Freundlichkeit... wo, wo ... wo bekomme ich das auch her???
Weder als ich zum 5. mal am Empfang und beim Lost And Found Buero war und nach meinem Schlüssel gefragt habe, oder auch schon wieder an der Tür meines Profs geklopft habe, um irgendetwas um zu ändern oder auszustreichen. Einfach niemals habe ich hier erlebt, dass jemand angenervt gewesen wären und nicht geantwortet hätte: 'Well Darling, let's look what we can do for you'. Ich kenne das aus Deutschland einfach oft anders, wenn selbst Servicepersonen, wie Kassiererinnen, sich erbrüsten, wenn man etwas von ihnen möchte. Ich denke ich führe auch eine Englandsliebesliste ein. Ganz oben steht dann:

GEDULD UND WIRKLICH EHRLICHE FREUNDLICHKEIT

Das macht ganz ganz viele schwierige Situationen leichter, danke!



Dienstag, 21. September 2010

Tag IX - Libaries are for polecats.

21. September 2010, 7 pm

Seid mal froh, dass ich gestern keine Zeit hatte irgendetwas zu Papier zu bringen. Es hätte  sehr melancholisch und demotiviert geklungen.


Eines meiner ewigen Riesenprobleme ist nämlich: Smalltalk.
Damit fängt man wohl allerorts Gespräche an. Nicht nur, dass ich jegliche Smalltalk Konversationsregeln in Deutschland schon nicht durchblicke, die englischen sind einfach noch einen Tacken schärfer.  Ein ‚how are you‘ sollte wirklich nur mit einem ‚fine‘, ‚good‘ allermindestens einem ‚ok; beantwortet werden. Ein ‚Well, it has been quite a hectic day, but it’s ok.’  Menschen einzugestehen, die man schon seit mehr als seiner Woche kennt, das ist schon zu viel!
Es ist nicht so, als würde es die Menschen hier nicht interessieren wie es einem geht. Sie fragen wenn sie es wissen möchten dann nur ganz anders und das muss man erst mal verstehen.


Seid Kai weg ist habe ich es grade mal geschafft gehabt mit meinen Mitbewohnerin zu sprechen. Dabei wären genug Gelegenheiten bei diesen ganzen Einführungsveranstaltungen gewesen gestern. Aber wenn einem das schon eh bewusst ist, verkrampft man sowieso noch mehr. Insofern war mein gestriger Tag eh schon gelaufen. Dass die Post als einzige unglaublich früh schließt, sowie auch der Laundry Service, ich zu beiden aber schon hin gewandert war, ließ dann den Rest des Tageskesselchens überbrodeln.
So viel zu gestern.

Aber heute! Der heutige Tag war einfach genial. Ich habe mich zum ersten Mal wie ein Nottinghamer und noch dazu wie ein echter Student gefühlt! Die Campen die ich kenne sind leider echt nicht vergleichbar, genauso wenig das Feeling. Es hat schon etwas von so komischen Ammimovies.

Erst war ich bei der offiziellen Registrierung, endlich! Endlich habe ich eine Universitätskarte, kann von einem Campus zum nächsten fahren, in die Bibliothek und alles sonst noch mögliche damit anstellen!
Dann war ich bei der Freshers Fair. Dort stellen sich alle Studentenvereinigungen vor, haben Stände aufgebaut und verteilen allerlei Krams. Aber auch viele Firmen oder andere Organisationen, die mit der Uni zu tun haben, sind anzutreffen. Dabei waren auch meine Lieblingsbars/Konzerthallen/Clubs: The Rescue Rooms, Rock City, The Brassmonky und der Cookie Club. Allersamt haben die fleißig Karten und Promozeug verteilt und nun bin ich bestens eingedeckt mit hübschen Tüten und, naja, KRAMS. =)
Vereinigungen habe ich ‚nur‘ vieren mein Ja gegeben: Der RockSoc, ein Rock’n’Roll Club, der lustige Parties schmeißt; der VegSoc, einem Club der regelmäßig vegetarisch kocht oder essen geht, der BandSoc und dem TheMic, einer Vereinigung, die eine UniMusikZeitschrift rausbringen, bei der ich wohl bald mithelfen werde. Beim URN (UniRadioNottingham) bin ich erst mal zu einer Einführungsveranstaltung eingeladen, mal sehen was das alles wird :)

Außerdem ist mal wieder die Vouchernatur der Briten rausgekommen, was ihnen auch einen neuen Eintrag ins Buch der Kuriositäten einheimst:

10. VOUCHERS. Mehr sage ich dazu nicht.

Und ausserdem habe ich im Bus das erste mal jemanden kennengelernt, ohne dass ich dazugezwungen war. Durch Smalltalk. ‚I really would like to know where this ******** LIDL is, do you maybe know?’ Wer kann bei so einer Ansprache nicht antworten? *lach* Naja, jetzt sind ich und Dan voll die fetten Kumpels. Nene, wer weiss. Der ist auch in der RockSock, bestimmt sieht man sich mal. Wisst ihr wen ich noch gern mal wieder sehen wuerd?
EUCH
Cheers,
Sue

Tag VII – Mould, you took my curtains.

19. September 2010, abends

Kai?

Ich weiß gar nicht was ich zum heutigen Tag sagen soll. Ich vermisse Kai schon jetzt unglaublich. Dabei ist er gerade mal seit 4 Stunden weg.


In Erinnerung: Kais Baked Beans Toplist:

1.   Heinz Baked Beans in richt tomato sauce.
2.   No Name Baked Beans  with Sausages aus dem Lidl.
3.  No Name Baked Beans aus dem Aldi.
4.  Baked Beans auf dem heimischen Asialaden.
5.    No Name Baked Beans aus dem heimischen Kaufland.
6.    … TO BE CONTINUED …



Morgen fängt die Uni an. Naja, die Einführungsveranstaltungen. Ich bin schon ganz kirrelig. Uah.
Ich sollte langsam ins Bett.
Gute Nacht.

Tag VI – This is blasphemy, William!

18. September 2010, xy

Eigentlich ist heute schon der Morgen von Tag VII. Ich hoffe das ist nicht gschummelt.


Erleuchtung. Unser Türschlüssel ist gar nicht unser Türschlüssel. Mit dem Schloss ist alles in Ordnung. Unsere Schlüssel sind die Hintertürgartenschlüssel irgendeines anderen Hauses von den vielen die Herrn R. gehören! Es ist purer Zufall, dass sie mit ganz ganz ganz viel Ruckeln und Geduld auch für unsere Haustür passen! Sie werden jetzt eingeschmolzen und ein neues Schloss kommt rein in das andere verlassene Haus. Wäre wohl sonst zu gefährlich... Wenn die Zukünftigen das raus finden würden! uhoh

Wir haben gestern den Geburtstag von Aggie und Audrey nach gefeiert.
Notts at night, das ist schon was. Es ist voller als an Wochentagen tagsüber. Samstags ist echt so viel los! Überall sind verrückte Menschen. Verrückte Bars. Leider auch teilweise verrückte Preise.

Ein paar Nachträge habe ich noch zu Liste englischer Skurilitäten zu machen:

  • 8.  Der Samstagabend scheint ein städtischorganisiserter allumfassender Junggesellinenabschied zu sein.  Frauen tragen mal eben alle Warnwesten und Bauhelme und gehen in einen Club, oder alle Hasenohren, oder haben blinkende Ohrringe.Kommentar unseres erfahrenen Partyführers: Das ist normal!
  • 9.  Die Röcke sind... naja, sind das noch Röcke? Bein ist hier alles Schätzchen. Wobei positiver Weise auch jeder Bein zeigt. Auch wenn er oder sie vielleicht nicht unbedingt kann. Hier kann man eben alles :)


Wir sind erst in dieser stinke langweiligen Bar. Deren eigentlich tolle Location irgendwie fast gänzlich wett gemacht wird durch: komische Musik, absolut überteuerte Getränke und über motivierte Kellner, die einem das halb volle Glas wegstibizen.
Nach einem kurzen Verwirrungslauf gehen wir in eine total abgefahrene freche Atheistenbar(?)!
Sie heißt Pitcher & Piano. Und ist im Grunde eine Kirche, die umgewandelt wurde in eine Bar. Die  alte Architektur kombiniert mit modernem Design sind einfach nur bombastisch. Man ist die ganze Zeit am nur gucken. Es fügt sich alles irgendwie ineinander. Da ist hier irgendwo einfach Wendeltreppen eingebaut worden und da oben bei der Orgel ist eine Lounge ganz aus Glas, die irgendwie in der Luft schwebt und die Gewölbe sind mit kilometerlangen Stoffbahnen geschmückt und im alten Seitenschiff befindet sich jetzt die Bar, die das Ganze mit ihren bunten Glasflaschen  noch einmal stilistisch adaptiert.
Die Stadt glitzert durch die originalen Kirchenfenster hinein und über einem schauen mahnend St. Georg und was weiß ich wer herunter. Irgendwie fühlt man sich ganz schön unholy hier Fosters zu trinken. Aber guuut!

Montag, 20. September 2010

Tag V – Squirrels and Magpies.

17. September 2010, afternoon


Kai und Ich haben uns gestern eine nächtliche Tour durch Nottingham gegönnt. Oh my gosh! Ewigkeiten gehen wir den Castle Boulevard entlang, bewundern alte Häuser und geniale englische Villen, Chickimickidesignerläden bei Nacht und dann thront es plötzlich total deplatziert da vor unserer Nase zwischen den ganzen Häusern. The Castle of Nottingham. Oder besser gesagt die paar Zinnen, die man von unten sehen kann. Das Schloss, eher die Burg ist auf einem riesigen Felsen gebaut, der aussieht als wäre es gerade mal eben mitten aus der Erde geschossen. Dort ist eben noch die Stadt und dann ist es da. Man sieht es gar nicht von weitem, weil viele Häuser in dieser Region der Stadt so protzig hoch sind, das man nicht weit gucken kann. Vielleicht überrascht es deswegen auch so, dass es dann einfach mal plötzlich DA IST. Nach dem wir einer Weile dem Robin Hood Pfad folgen, uns den Kanal von Nottingham angucken, beenden wir dann die nächtliche Tour und gehen nach Hause.

Am heutigen Tag ist dann die Unituritour gefolgt. Schöööön. Schöööööööön. Ach, dass ich da studieren darf! Das Gebäude der Modern Languages ist eins der schönsten. Das sogenannte Trentbuilding. Es liegt an einem Fisching Lake. Überhaupt liegt die ganze Uni im Park. Überall sind Magpies. Die werden mich gehörig ablenken! Seht selbst ein bisschen davon:

PIC


Übrigens: habe heute Laura auf lupenreinem Deutsch telefonieren hören. Sie kommt scheinbar auch aus Deutschland... Haha? Haben die ganze Zeit auf englisch miteinander Kommuniziert und sie weiß woher ich komme. Hoffentlich haben Kai und ich nicht zu oft Shneedl Woods durch die Wohnung gebrüllt.

Tag IV – You didn't ask me where I come from.

16. September 2010, 9 am

Guten morgen, Folks!
Ich führe die Liste englischer Kuriositäten ein.

  1. Diese Bettpodestsache. Die beschäftigt mich immer noch.
  2. Alle Steckdosen sind Doppelsteckdosen und haben jede einzeln nochmal 2 Kippschalter für beide Einzelsteckdosen. Man kann dann eine an machen und eine nicht. Man kann dann auch dahinter noch einen Verteiler mit Kippstecker schalten. Dann hat man gleich 3 hoch wie viel Möglichkeiten hin und her zu kippeln? Was es im Endeffekt bringen soll weiß ich nicht. Man vergisst immer alles anzukippen und das Handy, welches man dringend braucht lädt garnicht....
  3. Scheibenkäse? - Seltenheit. Notiz: Muss Käsehobel kaufen.
  4. Es gibt einen Laden für Handys, einen für Musik und Musikzubehör, einen für Waschmaschinen, einen für Computer.... Was ist aus dem guten alten Elektronikfachgeschäft geworden?
  5. 3rd off, wenn sie 2 for 1 und second reduced kaufen! Ein Cheddar kostet 2,50P , zwei kosten 3P …. wie viel kaufe ich wohl?
  6. Alle Busse sind privatisiert. Das heißt, man weiß nie, wo man wann wo sein muss um wo hinzukommen. Es gibt die Red Line, Blue Line, Green Line, Yellowline, Indigoline. MediLink, Unilink, Unihopper. Trams. Taxis und Private Taxis. Vielleicht laufen deswegen die meisten Nottinghamer nahe der Innenstadt einfach?
  7. Nottingham hieß früher mal Snottingham. Benannt nach einem 'Häuptling Snottie'. Laborratte-sei-dank ist dem nicht mehr so. Sonst wäre es wohl übersetzt: 'Schnoddernder Schinken' (Snotting Ham) ?

Laura wird irgendwann heute Abend ankommen.
Hehe. Spannuuuuuuung.

Tag III – French Dressing

 15. September 2010, xy pm
Aggie, Kai und ich gehen Schooooppen, yippie!
IKEA!
Neuer Kurzzeitrekord: Nur 1 ½ im Ikea gewesen! Naja, gut, mit dem Essen im Restaurant vorher 2... aaaaber trotzdem!
Ich habe jetzt echte Bettdecken und Kissen. Und einen Mülleimer. Klebespiegel, einen Wok. Brettchen, 30p Geschirr und Cutlery! W a s ausgerechnet habe ich vergessen, wegen welchem Gegenstand bin ich extra raus in die unweiten Weiten Nottinghams gefahren? Unglaubliche 40 Minuten Bus?
Ein Bettlacken! Weil es genau DAS nirgends so billig gibt hier. Alles andere fast schon …
Ich hatte es sogar bis zum Band vor geschleppt und darauf ordentlich platziert. Doch dann muss es unwillentlich meinerseits und frech seinerseits zum Einkauf der Frau vor uns gerutscht sein. Misti!

Nachmittags wird wieder durch die Stadt gestromert, Wege erkundet und guckt mal wen wir gefunden haben! Da ist doch der Tag gerettet! *hehe*
                                                                           PIC

*deedededeee dededeee deedededeee dede de de de. Deedededee deededeeee de de deeee de de deee de de deeee de de deee. Dee dee dedeeee*




...
Hast du die Ausrufezeichen gezählt?

Tag II – Key trick.

 14. September 2010, 9:30 am

Kai hat Jetlag. Hihi! Der Penner (n u r im wahrsten Sinne des Wortes!!!) ist nicht aufzuwecken. =)

Ich gucke mir gerade meine Belege von gestern an, die aus meiner Hosentasche geplumpst sind.

Und da sag mal einer England sei sooooo teuer!.
Mit 20 €, die ich am Airport abgehoben habe, haben wir …
    • 2 Karten für den Shuffelbus nach Nottingham gekauft
    • 2 Karten für die Busse innerhalb Nottinghams gekauft.
    • Uns im Airport mit einem Latte Machiato und einem
    • großen belegten Baguette ein gedeckt.
    • Eine Tüte Äpfel
    • 2x 4 St. Rolls
    • Packung Vollkorntoast
    • light Tonic Water
    • Lättaartige Butter und
    • 200g Cheddarkäse (!) im kleinen edekaähnlichen Supermarkt gekauft.

Mein Zimmer sieht übrigens so aus:
Ein Bett. Auf diesem sitze ich gerade. Es steht halb im Erker, der Rest ragt in den Raum hinein. Es ist ein Doppelbett und besteht aus einer Matratze und zwei Bettpodesten. Diese sind nicht wirklich miteinander verbunden, sondern werden nur durch die Matratze zusammengehalten. Ich weiß auch nicht ganz was das soll. Vermutlich sind die Flure in englischen Häusern einfach zu klein. Oder es gibt hier noch echte Zwerge, die brauchen dann jeweils nur eine kleinere Matratze und eines der beiden Podeste. Vielleicht ist es auch für Kinder gedacht und alle paar Jahre kommt ein Podest dazu... Wirklich große Menschen brauchen dann vielleicht sogar 4 davon... Wobei es solch lange Matratzen dann ja gar nicht gibt?
Das Erkerfenster hat momentan noch dunkeldunkeldunkelblaue und weiße durchsichtige Vorhänge. Die hängen mir gerade im Rücken. Ich gucke geradeaus auf den Vikka (für alle nicht Ikeaner: Arbeitstisch). Schräg links ist die Tür. Links der Schrank. Schräg rechts der Kamin mit weißem Sims und rechts die Kommode. Viel Birkenoptik und weiß. Die Wände sind vanillig und ich bekomme gerade echt Hunger. Meine Kamera ist leider kaputt gegangen. Ich habe sie in Magdeburg gelassen.
Alles ist noch staubig. Einzig das Bett thront lebendig als Insel in diesem Staubmeer.
Ich muss putzen.





Tag I – The unknown 5th room and the invisible blue stool.

13. September 2010, 11 pm


Ich liege in meinem alten neuen Bett. Kai neben mir schläft schon. Dem Ottter Opunkt geht es gut. Bis auf ein paar kleine Erfrierungen, die er sich im Flugzeugladeraum zugezogen hat.

Das mit dem Fliegen ist doch eine bescheuerte Sache. Was sich Menschen freiwillig antun! Mann muss einfach irgendwann eingeben, aufgeben irgendwie reagieren zu können Beim ersten Flug. Da ist man so angespannt, zuckt beim kleinsten Ruckeln. Aber irgendwann muss man es 'denen' einfach überlassen 'das Ding schon wieder sicher auf den Boden zu bekommen'. Sich irgendwie entspannen. Dann geht das.

Ich bin jetzt seit vorgestern 11 Uhr wach. Da ist Hannah gerade weggefahren. Dann habe ich geschleppt, genäht, geschnitten, gefärbt und bin dann ohne nächtliche Ruhe mit Kai nach Berlin gefahren. Ich kann es noch immer nicht glauben freiwillig in eines dieser Flugmonster gestiegen zu sein, aber wie sollte ich sonst wohl hier sein.

Kofferkontrolle.
     „Haben Sie da irgendetwas drinne? Einen CD-Spieler oder so?“
           „Einen Wecker?“
              „Ah, Ok.“
                    Später.
                       „Wir müssen das nochmal testen... Manchmal, bei den vielen Drähten …
                         Manchmal ist Sprengstoff drinnen. Man weiß ja nie was die da zu hause
                          alles so zusammenbasteln.“
                             „Ok?“
                                 „Mit ihrem Wecker ist etwas nicht ok....“
                                      ?
                                        „Sie sollten mal die Batterien wechseln,
                                              er geht nach,
                                                   Schöne Reise noch!“
                                                      … ?

Dann: Niederknien vor Wolkenbergen, Spielzeugautos und der sich unendlich nach oben ausdehnenden Bläue. Die Welt sieht aus wie die Eisenbahnplatte irgendeines verrückten Detailfanatikers und Süßigkeitenliebhabers. Der hat doch tatsächlich überall Zuckerwatte und Marschmellows hin gehängt! Immer wenn es ruckelt und ich fast die Fassung verliere deswegen, stelle ich mir vor es haben sich lediglich Zuckerfäden im Triebwerk verfangen und die schmelzen gleich einfach. Irgendwann sieht man dann nichts mehr, keine genauen Konturen. Alles unter mir ist weiß. Das könnte gut auch die Arktis sein dort unten. Ein paar Eisberge gucken noch oben aus der weißen Masse, manchmal sieht man noch das Graublau des Meeres drunter hervor blitzen. Überhaupt. Durch dieses mittlerweile sanfte Ruckeln fühlt es sich eher an wie ... ein Boot?
                         Und dann finde ich doch noch meine 20 Minütchen Schlaf.

Der EMA Airport ist nett. Überall hängen ganz plakativ Tafeln, Banner und Plakate. Und die schreien alle seine Städte in den Himmel. Bei mir kommt nur noch sein Flüstern an, ich bin gerade aufgewacht und noch halb im Schlafe: 'Nnnnootttinghhham', 'Leeeeeds' oder 'Ddderbyy'.

Mit dem Sky Link geht es nach Nottingham. Man landet mit diesem Shuttel Bus so ziemlich im City Center und von dort aus hopst man in eines dieser chicen lila-blauen Ungetüme namens Indigo Line. Nach ein paar Stationen ist man dann in Lenton.


Haus suchen.


Haus finden.

(Sämtliche Kommentare bezüglich männlichem und weiblichem Orientierungsvermögen seien hier ausgespart. Ich komme im groß besser dabei weg … )

Das Haus sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt habe. Doppelhaus mit Backsteinziegelfassade, Erkerchen, Mosaikziegelchen am Eingangsbereich, eine knarrige Tür an der Mauer hinter welcher man einen Miniaturgarten findet, der das Haus dahinter etwas von der Straße absetzt. Alt und etwas angeranzt. Wenn man sich zwischen dem Haus und dem Nachbarhaus durch schleicht kann man in den kleinen Garten spähen. 'Free of all debris' sagte es in der Inventurliste. Naja.

Kai und ich stehen vor dem Haus.
Wir sind genau eine Minute zu spät, aber es ist sowieso noch niemand da.
Selbst nach 10 Minuten gibt es noch keine Spur vom Landlord. Ich mache mir schon Sorgen ob ich trotz gefühlter absoluuuuter Sicherheit doch an der falschen Adresse gelandet bin. Und dann …
„Hey, hast du deine Uhr eigentlich schon umgestellt?“ .. .
Zeit vertreiben ist kein Problem hier, wenn alles noch so neu ist. In unserem Fall haben Kai und ich gleich mal für Abendessen gesorgt. Irgendwann, fast 30 Minuten zu spät taucht dann auch der Landlord auf. Ein Piefke. Ein Schnacker. Ein Landlord eben. Ganz nett soweit. Aber ein Blaubär glaub ich.
Wir müssen nicht lange auf die erste der drei neuen Mitbewohnerinnen warten. Aggie ist auch nett. Ich glaube ich werde sie mögen.
Verträge sind hier schnell gemacht.
Und wenig förmlich: Dies hier weiß ich nicht. - Ach streiche es einfach raus. Und hier kann ich nichts angeben. - Ach lass es einfach frei. Ist auch nicht so wichtig.
Ist doch nur ein Vertrag. Im Grunde hat hier der Landlord sowieso immer Recht. Anders als in Deutschland. Wir Mieter dürfen hier nicht viel rummucken.
Ist schade eigentlich. Denn ganz so, wie in der Inventarliste beschrieben sehen die Zimmer doch nicht aus. Da es nur wenig vermietete Häuser mit Kautionen gibt und oft keine Grundreinigung vor der Übergabe statt findet, ist es oft dementsprechend schmuddelig. Das müssen wir alles selbst machen, also die Reinigung zumindest. In ein paar Tagen soll nämlich jemand kommen, der die Duschstange repariert und den Klositz anschraubt, und die Waschmaschine benutzbar macht, meine Vorhänge reinigt, die Lampenfassungen im Flur austauscht, den Backofen in Ordnung bringt und das Schloss in der Eingangstür so hinklabüstert, dass man es mit unseren Schlüsseln auch öffnen kann. ….
Das einzige Recht was man sich da herausnehmen kann ist eine pingeligst kleinlich geschriebene Wohnungsübergabeliste aufzustellen. Mit jedem Mikroflekchen und jedem Kratzerchen, jeder minimalsten Rille.
Das tun wir dann auch. Glücklicherweise kennt Aggie da jemanden. Freund von ihr. Ein netter Man.
Original englischer Humor. Ich mag das. Er ist nett. Er sagt meine Haarfarbe wäre cool. Seine Haare sind weiß.

Ich putze die Küche und Kai und ich Essen.
Wir gehen früh ins Bett.
Es war ja ein langer Tag.

Sonntag, 12. September 2010

Der Otter findet keinen Namen

Morgen früh wird es endlich losgehen.
Und O. wird namenlos in ein fremdes Land reisen müssen.
Kai kann sich einfach für keinen Namen entscheiden.
Armer Plüschotter.
Eigentlich sollte er euch den Reisebericht des morgigen Tages schreiben.
Nun wird er einfach Herr Otter Opunkt heißen müssen.

Ich weiß jetzt schon, dass ich mich schwer tun werde mit dem Einschlafen.
Gute Nacht...Licht aus....Licht an...Hab ich eigentlich?...ja...Licht ...an... und hab ich auch ...? ...
Da gibt es einfach so viele Dinge an die man denken muss.
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Der gestrige Tag war nochmal ein schöner 'Abschied'.
Dankeschön.


Und Kai hat sich doch entschlossen:
Plancki

Gruß
Zuzu